Frauen in der Modebranche
Diese Designerinnen haben Geschichte geschrieben, weil sie das Leben der Frauen revolutioniert haben
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Auf welche Weise wir Frau sind, zeigt sich auch in den Entscheidungen, die wir in Sachen Mode treffen. Kleidung wurde lange Zeit als ein rein formaler und ästhetischer Aspekt des Lebens einer Frau betrachtet. Wir wissen jedoch, dass im Laufe der Geschichte die Vorstellungen in Bezug auf Kleidung die Entscheidungen und Veränderungen in der Gesellschaft widerspiegelten. Bei diesen Veränderungen haben Frauen, Designerinnen, die mehr als alle anderen den Mut hatten, Dolmetscherinnen und Schiedsrichterinnen zu sein, eine entscheidende Rolle gespielt.
Coco Chanel: wenn Stoff pure Eleganz ist
Gabrielle Chanel oder Coco, wie sie früher genannt wurde, kennt wohl jeder. Wir alle kennen die berühmten Taschen, die Parfums, die Kostüme und Hosenanzüge, aber vielleicht weiß nicht jeder, dass Gabrielle ihre Karriere als Designerin mit der Kreation von Hüten für Frauen begann. Und schon mit diesem einfachen, häufig verwendeten Accessoire revolutionierte sie die Damenmode.
Im frühen 20. Jahrhundert begann Coco, die ersten Hüte für Damen zu designen. Um die revolutionäre Bedeutung ihrer Kreationen zu verstehen, muss man wissen, dass Frauen damals sehr aufwendige und schwere Hüte trugen, die nicht sehr praktisch oder bequem waren. Um sie tragen zu können, war eine umständliche Stützkonstruktion, die sogenannte Pompadour, erforderlich, die Coco Chanel überflüssig machte. Die von Coco designten Hüte waren minimalistisch, aus geflochtenem Stroh und mit einfachen, kleinen Blumen verziert. Sie wirkten charmant, elegant und waren gut tragbar, wodurch sie in kürzester Zeit die Aufmerksamkeit der Frauen der High Society erregten. Coco Chanels Strohhüte waren die erste, stille Revolution, die Coco anzettelte.
Bei der Mode sind zwei Punkte wichtig: Sie muss bequem sein und mit Liebe gefertigt sein.
Der zweite Punkt ist für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich und betrifft die Wahl der Stoffe für die Herstellung ihrer ersten Stücke. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, hasste Gabrielle, eine für ihre Zeit unangepasste und unkonventionelle Frau, die Vorstellung, dass Frauen die komplexen Kreationen tragen, die männliche Designer für sie kreierten. Und so entschied sich Coco Chanel nach der Eröffnung ihrer Schneiderei für die Herstellung von Kleidung aus Jersey, einem Stoff, der als unelegant und für die Arbeit geeignet galt. Ehrlich gesagt ist das völlig richtig: Jersey ist ein praktischer und bequemer Stoff, der für jede Art von Bewegung geeignet ist. Leichter, vielseitiger und moderner Jersey wird zusammen mit Tweed zum symbolischen Stoff für die Kleider von Coco Chanel.
Vivienne Westwood: Punk-Revolution
Lassen wir die eleganten Chanel-Kleider für einen Moment hinter uns, um in die rockige und rebellische Welt von Vivienne Westwood einzutauchen. Die Londoner Designerin machte sich mit ihrem kühnen, mutigen und provokanten Stil sofort einen Namen in der britischen Modeszene. Das waren keine glamourösen Prinzessinnen oder nüchtern gestylten Frauen mehr, sondern es gab grünes Licht für Punk-Ikonen mit starker Persönlichkeit. Vivienne Westwood war die erste, die die Persönlichkeit der Frau zum unverzichtbaren Kleidungsstück machte, und ihre Kreationen waren eine Hymne an die Freiheit.
„Ich mache nur Mode, um die Konformität in Stücke zu reißen.“
Aber wir reden hier nicht nur über Kleidung: Die Designerin ist zur Sprecherin des Kampfes für Bürgerrechte und die Gleichstellung der Geschlechter geworden und stand immer an vorderster Front, bereit, mit ihrer Kleidung alle gesellschaftlichen Konventionen herauszufordern. Und als ob das noch nicht genug wäre, gehörte sie auch zu den ersten Designern, die sich für nachhaltige und ethische Mode einsetzten. Wenn Sie jedoch denken, dass die Mode von Vivienne Westwood keine feminine Mode ist, liegen Sie falsch. Denn sie ist weltweit besonders für ein Kleidungsstück berühmt, für das Korsett. Die Leidenschaft für dieses Vintage-Kleidungsstück stammt aus der Welt der Bühnenkostüme, zu der Vivienne gehörte. Und vergessen wir nicht, dass die erste Modenschau der Designerin den Piraten gewidmet war. In ihrer imaginären Welt mit den Piratenmädchen stellte sich Vivienne Westwood diese offenbar in Korsetts und Maxi-Röcken vor.
Miuccia Prada: das Wesentliche und den Blick in die Zukunft gerichtet
Sie ist Mailänderin, Feministin und brillant: Miuccia Prada hat es in kürzester Zeit geschafft, das Familienunternehmen in eines der beliebtesten Modehäuser weltweit zu verwandeln. Die Revolution, die Miuccia in die Modewelt bringt, besteht aus einer cleveren Mischung aus Innovation, Kultur und Vision. Miuccia begeisterte sich schon in jungen Jahren für Kunst, sie studierte Schauspiel, verkehrte in der Welt des Theaters, bis sie dann all das in die von ihrem Großvater gegründete Firma einfließen lies. Zunächst richtete Miuccia ihren Blick in die Zukunft und führte – wie Coco Chanel – einen weniger edlen Stoff wie Nylon ein, aus dem sie die Taschen herstellte, die noch heute in ihren Kollektionen zu finden sind. Dann begann sie Kleidung aus diesem Stoff in die Produktionslinie des Unternehmens aufzunehmen und brachte das technische Gewebe auf den Laufsteg, wo der Stoff elegant und feminin wirkte.
Ihre Kleidungsstücke zeichnen sich durch geometrische Linien aus, die Miuccia der zeitgenössischen Kunst entlehnt, sowie durch leuchtende Farben – Rot ist eine der berühmtesten Farben des Mailänder Modehauses – und durch den Kontrast zwischen Schwarz und Weiß, der bald zu ihrem Markenzeichen werden wird. Miuccia Prada tritt in die Fußstapfen von Coco Chanel und ist eine freie und unabhängige Designerin.
„Man muss die Welt annehmen, wenn man in ihr leben will.“
Wenn Miuccia Mode etwas kreiert, nutzt sie dies, um über die Gesellschaft und den Zeitgeist zu sprechen. Sie hat sich schon immer als eine Frau der Kultur gesehen, schon bevor sie Designerin war, und aus dieser Leidenschaft entstand die Prada-Stiftung, die seit Jahren die beiden Welten der Kunst im engeren Sinne und der Mode, als zwei Seiten derselben Medaille, zusammenbringt.
Wir haben eine Reise durch die Geschichte der Mode unternommen und uns auf die Spuren der Frauen begeben, die die Revolution in einen Bereich brachten, in dem die Macht vorher vollständig in den Händen der Männern lag. Dank dieser außergewöhnlichen Frauen und vielen anderen, die sich entschieden haben, ihre Leidenschaften mutig zu leben, wurden immer größere Freiheiten geschaffen, von der Möglichkeit, einen Hut zu tragen, ohne dass dies furchtbar unbequem ist, bis hin zur Freiheit, über das eigene Leben zu entscheiden. Die Designerinnen haben zum Aufbau einer zunehmend gerechten, integrativen und ethischen Welt beigetragen.